Freitag, 08.07.2016 | 05:30 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Ein ungewöhnlicher und intensiver Roman ist dem Sänger der US-amerikanischen Band „The Mountain Goats“ gelungen. John Darnielle heißt der Autor, „Wolf in White Van“ sein Roman.
Geschrieben ist das Buch aus der Sicht eines jungen Mannes, der durch ein zunächst nicht näher beschriebenes Ereignis in der Vergangenheit sein Gesicht verloren hat. Es ist vollkommen entstellt und ruft Entsetzen bei allen hervor, die es erstmals sehen. Deswegen verlässt Sean, so heißt der Mann, kaum seine Wohnung. Von dort aus managt er ein Brief-Fantasyspiel, einem Vorläufer der heutigen Online-Rollenspiele.
Sein einsames, aber einigermaßen geordnetes Leben ändert sich, als zwei Spieler dieses Spiel allzu ernst nehmen und das, was sie dort tun sollen, in die Wirklichkeit übertragen. Mit fatalen Folgen …
Doch „Wolf in White Van“ handelt nicht nur von diesem Fall. Es ist ein Buch, das sich mit fast existenziellen Fragestellungen über den Sinn oder Unsinn, der hinter allem steckt, auseinandersetzt.
Beispiel dafür ist schon der ungewöhnliche Titel. Es soll sich dabei um eine satanische Botschaft handeln, die man hört, wenn man eine Platte des Sängers Larry Norman rückwärts abspielt. Hauptfigur Sean stellt sich im Buch die Fragen: Warum sollte sich der Teufel eine solche Mühe mit seinen Botschaften machen? Warum sagt er nicht direkt, was er will? Und welche Botschaft steckt in „Wolf in White Van“ überhaupt genau? Vielleicht ist das alles ja genauso Unsinn wie vieles andere um uns herum – so ist eine Deutungsmöglichkeit für dieses Buch.
„Wolf in White Van“ ist kein Roman, in den man nach einem anstrengenden Arbeitstag wohlig eintauchen kann, um sich zu entspannen. Man muss sich etwas konzentrieren, aber dafür hallt das Gelesene noch lange nach.
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John Darnielle: Wolf in White Van.
Eichborn Verlag, Mai 2016.
256 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,00 Euro.
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