Montag, 03.09.2018 | 10:20 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Jennifer Egan, eine 1962 geborene amerikanische Schriftstellerin, entführt uns mit ihrem fulminanten Roman „Manhattan Beach“ in das New York des Zweiten Weltkriegs. Ihre Hauptfigur Anna, eine selbstbewusste junge Frau, möchte unbedingt in den Marinewerften, wo die imposanten Kriegsschiffe gebaut werden, als Taucherin arbeiten.
Das erscheint zunächst unmöglich, hat es doch noch nie zuvor eine Frau gegeben, die den 100 Kilogramm schweren Tauchanzug angezogen hat. Und so treten ihr die größten Vorbehalte und Widerstände entgegen.
Die Autorin verquickt diese Emanzipations-Geschichte um Anna, die mit Mutter und schwerbehinderter Schwester zusammenlebt, mit zwei weiteren Handlungssträngen: Da ist zunächst der zwielichtige, aber gut aussehende Dexter Styles. Er verdient sein Geld zumindest teilweise mit illegalen Geschäften, in denen Nachtclubs, greise, aber mächtige Gangsterbosse in mafiaähnlichen Strukturen eine Rolle spielen. Dexter und Anna lernen sich kennen, und eine gegenseitige Anziehungskraft verbindet sie zumindest kurz.
Dritter Handlungsstrang ist die Geschichte um Annas Vater, der zunächst für Dexter Styles arbeitet und dann in Ungnade fällt. Er muss fliehen, um dem Tod zu entkommen und landet als Dritter Offizier auf einem Kriegsschiff, das von deutschen U-Booten angegriffen wird …
Man merkt diesem 500-Seiten-Schmöker an, dass Jennifer Egan dafür jahrelang recherchiert hat. Die Atmosphäre und die Details in der Marinewerft, beim Tauchen oder auch auf hoher See wirken absolut authentisch.
In seinen besten Passagen hat das Buch Pageturner-Qualitäten – man möchte es nicht weglegen. Andererseits erfordern der Detailreichtum und die Eigenart der Autorin, von einem Handlungsstrang zum anderen und dazu noch quer durch die Zeiten zu springen, ein gewisses Maß an Konzentration beim Lesen.
Jennifer Egan hat 2011 für ihren Roman „Der größere Teil der Welt“ den Pulitzer-Preis gewonnen.
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Jennifer Eagan: Manhattan Beach.
S. Fischer, August 2018.
496 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
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