Dienstag, 17.04.2018 | 07:08 Uhr
Autor: Christiane Geldmacher
Die Mornington Peninsula, südlich von Melbourne. Grace, eine professionelle Einbrecherin, spioniert die Häuser der Reichen und Schönen aus und und holt die wertvollen Sachen erst geraume Zeit später raus. Zu gleicher Zeit werden die gleichen Häuser von Sprayern heimgesucht, die launige Graffitis und Sprüche auf den riesigen Torauffahrten hinterlassen wie z.B. „Geschmack lässt sich nicht kaufen“. Schließlich macht ein mysteriöser Vergewaltiger in Polizeiuniform die Gegend unsicher.
Inspector Challis und Detective Constable Pam Murphy haben reichlich zu tun. „Leiser Tod“ von Garry Disher erzählt von organisierten Einbruchsdelikten, von Rassismus, von Sexismus und von Polizeigewalt.
Garry Dishers Sicht auf Australien ist unaufgeregt und realistisch. Die Metropole Melbourne ist bei ihm weder Stoff für einen Cosy Crime noch für einen Noir. Die Stadt und ihre weitere Umgebung ist kein Moloch, man wird hier nicht wie in anderen Teilen der Welt auf offener Straße erschossen. Disher schreibt wie immer eine gut recherchierte, ausgezeichnete Kriminalliteratur, die sich mit aktuellen Themen auseinandersetzt. Dabei pflegt er einen atmosphärisch dichten Stil und verortet seine Figuren und seinen Plot präzise. Multiperspektivisch erzählt, gibt es bei ihm keine einfachen Antworten, kein Schwarz und Weiß. „Leiser Tod“ hat den „Leisen Ton“ Garry Dishers. Hal Challis und Pam Murphy sind weder Zyniker noch Weltverbesserer, sondern normale Leute mit normalem Verstand, die versuchen, ihr Schiff einigermaßen um die Klippen zu kriegen. Nicht mehr und nicht weniger.
Im Tonfall erinnert er mich immer an den bereits verstorbenen Tony Hillerman aus den USA und seine Navajokrimis, der ähnlich von dem alltäglichen Leben erzählt – mit Distanz, mit „insight“ und mit leisem Humor.
Garry Disher, Leiser Tod, Gebunden, 352 Seiten, Unionsverlag 2018, € 22.00, ISBN 978-3-293-00528-0
Tags: Garry Disher
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