Dienstag, 12.05.2015 | 07:29 Uhr
Autor: Andreas Schröter
In dem autobiografischen Roman „Der Schatz des Herrn Isakowitz“ widmet sich der schwedische Autor Danny Wattin dem Schicksal seiner jüdischen Familie unter den Nazis. Einigen Mitgliedern gelang damals die Flucht aus Deutschland nach Schweden.
Der Roman springt zwischen Nazi-Vergangenheit und Gegenwart, in der Vater, Sohn und Enkel eine Reise ins polnische Kwidzyn unternehmen, dem früheren Marienwerder. Dort lebte ein Teil der Familie bis in die 40er-Jahre. Der Familienlegende nach hat einer der Vorfahren im Garten einen Schatz vergraben, um ihn vor den Nazis zu verstecken. Und den wollen die drei heutigen Familienmitglieder nun heben.
Das Buch ist vor allem für Leser interessant, die ein geschichtliches Interesse am Thema Judenverfolgung haben. Es zeigt, wie schwer es für einen deutschen Juden Anfang der 40er-Jahre war, ein Einreisevisum für Gastländer wie Schweden zu erhalten – und falls das doch gelang, wie sehr die Juden in der Folgezeit auch dort als billige und rechtlose Arbeiter ausgenutzt wurden. In diesem Vergangenheitsteil, den der 1973 geborene Autor unter anderem durch Interviews mit den Überlebenden recherchiert hat, kommen sehr viele Namen vor, und man muss als Leser aufpassen, um immer zu wissen, welcher Onkel und welche Tante in welchem Verwandtschaftsverhältnis zu den Hauptfiguren stand. Das ist etwas ermüdend. Ein Namensglossar wäre hilfreich.
Der Gegenwartsteil, die Autofahrt von Schweden nach Kwidzyn, ist ein mäßig spannendes Roadmovie. Vater und Sohn streiten sich fast die ganze Zeit über Kleinigkeiten wie die Benutzung eines Navigationsgerätes. Und der Enkel Leo ist als Siebenjähriger noch zu klein, um etwas Gehaltvolles beizusteuern. Erst am Ziel entwickelt dieser Teil der Geschichte Emotionalität und Tiefe.
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Danny Wattin: Der Schatz des Herrn Isakowitz.
Eichborn, April 2015.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
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