Samstag, 11.06.2011 | 22:31 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Der Spanier Carlos Ruiz Zafón wurde mit seinem in Deutschland 2003 veröffentlichten Roman „Der Schatten des Windes“ weltberühmt. Fünf Jahre später folgte „Das Spiel des Engels“. Nun hat sich der S. Fischer-Verlag an ein Werk erinnert, das Zafón im Original bereits 1999 verfasst hat, also lange vor seinen großen Erfolgen: „Marina“ heißt es. Ohne den Erfolg der beiden anderen Bücher wäre dieser Roman mutmaßlich nie in Deutschland erschienen.
Er liest sich wie eine Light-Version, wie ein Vorläufer von „Der Schatten des Windes“ – so als habe Zafón damit für den späteren ganz großen Wurf geübt. Beide Romane weisen dieselben (Grusel-)Zutaten auf: Verfallende Gemäuer, dunkle Friedhöfe, tragische Liebesgeschichten, die schon mehrere Jahrzehnte vor der eigentlichen Handlung liegen, und düstere Figuren, die ihr Gesicht hinter einer Maske verstecken müssen, weil es von einem Feuer oder von Säure entstellt ist. Das alles mag beim ersten Mal originell, gruselig und faszinierend wirken. Aber wenn man es zum zweiten Mal vom selben Autor liest, hat es eine weitaus geringere Wirkung. Zur Handlung: Der Student Oscar lernt in einer alten Villa in Barcelona ein Mädchen kennen, mit dem er nach und nach ein schauriges Geheimnis entdeckt, dessen Ursprung mehr als 30 Jahre zurückliegt.
Untote, die halb aus menschlichen Leichen und halb aus Ersatzteilen bestehen, spielen dabei eine Rolle. „Marina“ ist atmosphärisch dicht, kann aber letztlich nicht die Wirkung von „Der Schatten des Windes“ entfalten.
———————————–
Carlos Ruiz Zafón: Marina.
S. Fischer, April 2011.
352 Seiten, Hardcover, 19,95 Euro.
Mit flattr kann man Bloggern mit einem Klick Geld zukommen lassen. Infos