Sonntag, 26.07.2009 | 16:42 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Gepflegte Langeweile ist das, was den Leser des Romans „Der Botschafter“ von Bragi Olafsson auf mindestens 340 von 365 Seiten erwartet. Wann geht’s los?, fragt man sich ständig, doch es geht nie richtig los. Wir begleiten einen isländischen Lyriker auf seiner Reise zu einem Lyrikfestival in Litauen, bei dem er nie richtig ankommt. Der Mann ist durch und durch unsympathisch: Seine Gedichte hat er bloß abgeschrieben, er stänkert permanent am Service in den litauischen Hotels herum, verheimlicht, dass er im Brotjob Hausmeister ist, klaut einen Mantel, säuft viel zu viel und hält Verabredungen nicht ein. Auf der Positiv-Seite hat er im Grunde nichts zu bieten. Was sollte uns an diesem Menschen interessieren? Eine zufriedenstellende Antwort auf diese Frage ist mir nicht eingefallen.
Am Ende verliebt er sich in eine ebenso trinkfeste weißrussische Lyrikerin (und sie sich in ihn), der er schließlich nach Minsk folgt. Diese Liebesgeschichte hätte das einzig Interessante an diesem Buch werden können, doch bleibt sie seltsam konturlos und spielt sich auch nur auf wenigen Seiten ab. Sie wird lediglich behauptet, nicht aber für den Leser nachvollziehbar gemacht. Eine vertane Chance.
Autor Bragi Olaffsson wurde 1962 in Reykjavik geborern und war Bassist der isländischen Rockband „Sugarcubes“, die von Björk gegründet wurde. Er hat bereits mehrere Bücher geschrieben, und einige davon wurden auch ins Deutsche übersetzt: „Ruhetage“ und „Die Haustiere“ zum Beispiel – sein neuestes Werk kann nicht überzeugen.
Bragi Olafsson: Der Botschafter.
S. Fischer, Mai 2009.
365 Seiten, Hardcover, 19,95 Euro.
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28.07.2009 um 2:03 Uhr
Großverlage sind wirklich keine Garantie für große Literatur, nur Geldmaschinen. Lieber mal bei den kleinen nachschauen, da ist’s Geld, da ist vor allem die Zeit nicht vertan. Ansonsten bleiben halt nur die Leuchttürme der Antike, Klassik, Romantik, Moderne: keine verlorene Minute.
20.08.2009 um 12:53 Uhr
In letzter Zeit will ich etwas Unterschiedliches lesen. „Der Botschafter“ scheint das richtige Buch für mich zu sein.
Danke im Voraus!
Darryl