Freitag, 14.01.2011 | 09:18 Uhr

Autor: Zauberland

Zu „Das Spiel des Engels“ – Carlos Ruiz Zafon

So wie auch schon in „Der Schatten des Windes“, nimmt uns Carlos Ruiz Zafon mit auf eine mystische und aufregende Reise durch dunkle Gassen und geheimnisvolle einst herrschaftliche Häuser des Barcelona der 30er Jahre.

David Martin fristet sein Leben als erfolgloser Schriftsteller, krank, perspektivlos und leidet seelisch schwer unter dem Verlust seiner großen Liebe.

Schwer vom Leben enttäuscht begegnet er dem reichen Geschäftsmann Corelli. Corelli beauftragt ihn ein Buch zu schreiben und bietet ihm eine Menge Geld. David Martin ahnt zunächst nicht, dass er nicht nur seine Arbeit,  sondern auch dabei ist seine Seele zu verkaufen.

Mit den Worten

„Reizt es sie nicht, eine Geschichte zu schreiben, für die Menschen leben und sterben würden, für die sie töten und den eigenen Tod in Kauf nehmen würden, für die sie opfern und verdammen und ihre Seele aushauchen würden?“

bringt er ihn zum Nachdenken und endlich zur Einwilligung.

Beseelt vom Gedanken sich endlich als Autor selbst ein Denkmal zu setzen und zu unsterblichem Ruhm zu gelangen, macht sich David Martin ans Werk und ahnt nicht im Entferntesten worauf und auf wen er sich wirklich eingelassen hat.

Wieder gelingt es Zafon uns mit seinem  Schreibstil in seinen Bann zu ziehen. Wir erleben das Buch als phantasievolle und spannende Reise durch emotionale Täler und euphorische Liebeshöhen, wir tauchen ein ins triste Leben des Protagonisten im Umfeld des von Kämpfen und Unruhen geprägten Spanien kurz vor dem Bürgerkrieg, und  wir statten dem Friedhof der vergessenen Bücher erneut einen Besuch ab.

Es gelang mir allerdings während des gesamten Buches nicht für den Protagonisten David Martin tiefe Sympathie zu entwickeln. Auch fehlte die atemberaubende Tiefe der Magie und die Mystik, die mich im ersten Buch von Beginn an faszinierte, meinen Atem stocken ließ und mich mehrmals tief bewegte und so manches Mal zu Tränen rührte.

Schade.

„Das Spiel des Engels“ übertraf in Spanien den schon überwältigenden Erfolg von „Der Schatten des Windes“, meiner Meinung nach eines der bemerkenswertesten Romane der letzten Jahre und eines meiner absoluten Lieblingsbücher.

In der Liste der meist verkauften Bücher aller Zeiten, konnte „Das Spiel des Engels“ nicht an den Erfolg von „Der Schatten des Windes“ anknüpfen. Meiner Meinung nach zu recht.

Während im ersten Werk die Kraft des Erzählstils den Leser mit voller Wucht uneingeschränkt trifft und am Ende das Gefühl da ist: „Davon will ich mehr!“, bleiben am Ende von „Das Spiel des Engels“ viele Fragen offen. Ob die gewisse Oberflächlichkeit in Teilen der Handlung gewollt ist und den Leser zu deren Interpretation bewegen soll? Oder vielleicht stand der Autor ein wenig unter Zeitdruck?

Bemerkenswert finde ich, dass die spanischen Leser das offensichtlich anders sehen. Liegt es vielleicht an der Übersetzung?

Leider ist das oft der Fall. In Übersetzungen ist es sehr schwierig, nahezu unmöglich allein durch Worte den Geist und die Kultur einer Sprache zu übertragen.

Meine Erwartung an das Buch wurde nicht ganz erfüllt, sie war aber auch zugegebener Maßen sehr hoch – sehr wahrscheinlich zu hoch.

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2 Kommentare

  1. Anke Says:

    Ich habe das Buch letztes Jahr gelesen, aber ohne den Vorgänger zu kennen, der dieses Jahr dran ist. Mich hat vor allem die Sprache fasziniert und die Story fand ich so spannend, daß ich unbedingt weiterlesen musste, auch wenn einiges unstimmig blieb bis zum Ende.

  2. Zauberland Says:

    Dann freu Dich auf den Vorgänger. Es zu lesen ist eine absolute literarische Bereicherung. Ganz viel Freude dabei!

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