Mittwoch, 01.08.2007 | 10:29 Uhr

Autor: Andreas Schröter

Joyce Carol Oates: Niagara

Joyce Carol Oates: »Niagara« Jocye Carol Oates, mittlerweile 69 Jahre alt, gehört zu den bekanntesten und profiliertesten Autorinnen weltweit.

Mit ihrem neuen Buch, das im amerikanischen Original bereits 2004 unter dem Titel „The Falls“ erschien, wird sie diesem Ruf gerecht: „Niagara“ ist nichts weniger als ein Meisterwerk. Der 567-Seiten-Schmöker legt sich dabei auf kein Genre fest. Er weist gleichermaßen Elemente des Liebes- und Gesellschaftsromans wie des Familienepos‘ und Politthrillers auf, ohne dabei in seine Einzelteile zu zerfallen.

Die spröde und unerfahrene Ariah tritt ihre Flitterwochen an den Niagarafällen an. Doch schon nach der verkorksten Hochzeitsnacht stürzt sich ihr Angetrauter in die Wassermassen, so dass die blutjunge, orientierungslose Frau bereits nach einem Tag Ehe Witwe ist. Vor Ort kümmert sich der Anwalt Dirk Burnaby um sie und wird schließlich Ariahs zweiter Ehemann. Das Paar bekommt drei Kinder, und das Glück scheint perfekt. Dann übernimmt Dirk Burnaby einen Fall, in dem er eine Reihe von Siedlern vertritt, die ihre Häuser unwissentlich auf einer Giftmüllkippe errichtet haben. Er muss sich gegen die Großen und Mächtigen der Stadt wenden, und das Schicksal seiner Familie nimmt einen unguten Verlauf …

Der Roman, der das Leben Ariahs und ihrer Familienmitglieder über einen Zeitraum von 28 Jahren – von 1950 bis 1978 – nachzeichnet, kann vieles auf der Plus-Seite verbuchen: glaubwürdige, sich deutlich voneinander unterscheidende Charaktere, starke Emotionen, die jedoch nie in Kitsch abgleiten, und eine atemlose Spannung, die der eines guten Thrillers ebenbürtig ist. Die Autorin, die selbst nur 30 Kilometer entfernt von den Niagarafällen geboren wurde, wechselt dabei ständig die Erzählperspektive, so dass die Geschichte aus den unterschiedlichen Sichtweisen der einzelnen Familienmitglieder erzählt wird – ein stilistischer Kniff, der dem Buch gut bekommt, weil es dadurch abwechslungsreich wird.

Joyce Carol Oates wird immer wieder für den Literaturnobelpreis gehandelt. Es wäre ihr zu wünschen, dass sie ihn bald erhält. Mit „Niagara“ jedenfalls hat sie dafür Werbung gemacht.

Joyce Carol Oates: Niagara.
S. Fischer-Verlag, Frankfurt am Main, April 2007.
566 Seiten, Hardcover.

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3 Kommentare

  1. Nessa Says:

    Tolles Cover, interessantes Buch – wenn man nur mehr Zeit zum Lesen hätte …
    Nessa

  2. Andreas Schröter Says:

    Zeit zum Lesen muss man sich nehmen, sonst verpasst man im Leben zu viel (finde ich)

  3. Nessa Says:

    Recht hast du. Und dennoch wird der Tag dadurch nicht länger…und da lockt dann noch McEwans „Am Strand“…
    Nessa

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