Montag, 06.06.2011 | 09:09 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Es ist schon erstaunlich, was im Thriller-Genre alles den Weg zwischen zwei Buchdeckel schafft. Beispiel „Strindbergs Stern“ von einem schwedischen Autor namens Jan Wallentin: Dieses Machwerk lässt so ziemlich alles vermissen, was ein gutes Buch ausmacht. Es besteht aus blassen Charakteren, deren Vorgehen in kaum einer Szene nachzuvollziehen ist, und einer Handlung für die der Ausdruck „an den Haaren herbeigezogen“ noch eine Untertreibung darstellt.
Der 1970 geborene Autor hat alle Zutaten genommen, die er finden konnte, und einmal kräftig umgerührt: die Nazis, den französischen Schriftsteller Baudelaire, die Bergwerke zu Falun, Strindbergs Nordpolexpedition, die nordische Mythologie und und und …
Wenn ich es recht verstehe, geht es um ein Instrument, mit dem man eine Art Höllenschlund entweder finden oder auftun kann. Das Instrument besteht aus zwei Teilen, die sich jedoch zu Beginn der Geschichte an zwei verschiedenen Orten befinden. Eines in den inzwischen gefluteten Bergwerken zu Falun, das andere in dem Grab eines im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten in Belgien. An diesem Instrument haben mehrere Parteien ein Interesse, und die Jagd beginnt.
Zugegeben, es gibt ein paar schöne Stellen und Ideen in diesem Buch. Die Schilderung einer Polarreise von August Strindbergs Sohn Nils ist leidlich spannend, und die Idee, in einem als Güterwaggon getarnten Nobelsalon-Eisenbahnwagen durch Europa zu reisen, hat ihren Reiz. Und doch ergeben die einzelnen Kapitel kein geschlossenes Ganzes, sondern sind zusammen genommen derart abstrus, dass man beim Lesen ständig den Kopf schüttelt. Immer wieder werden neue potenziell interessante Figuren eingeführt – wie ein abgewrackter Höhlentaucher, ein Zeitungspraktikant oder eine in einem U-Bahnhof hausende Computerfachfrau (die stark an Lisbeth Salander aus den Krimis von Stieg Larsson erinnert), nur um dann ein paar Seiten später keine Rolle mehr zu spielen.
Insgesamt ein ganz schlechtes Buch.
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Jan Wallentin: Strindbergs Stern.
S. Fischer, März 2011.
512 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.
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08.06.2011 um 15:17 Uhr
Klingt fast als wär das ein Pseudonym von Holbein 😉