Donnerstag, 16.03.2006 | 23:45 Uhr

Autor: Odile

Die Geschichte vom Prinzen Genji. Eine Lektüre(2)

Vertiefen wir uns in die Geschichte vom Prinzen Genji und seinen Abenteuern. Liebe, Poesie, Musik und Schönheit am kaiserlichen Hofe stehen im Mittelpunkt des Romans, und genau da liegt das Problem: Wer die komplizierten Regeln der höfischen Gesellschaft sowie Poesie und Musik der Epoche nicht kennt, versteht im Grunde nicht viel. Am Hofe gehörte es nicht nur zur klassischen Bildung, ein oder zwei Instrumente zu spielen, sondern auch die Literatur in- und auswendig zu kennen, beispielsweise die Gedichte des zwanzigbändigen Manyôshu, der Zehntausendblätter-Sammlung. Ob es damals speziell entwickelte Gedächtnisübungen gab? Der Roman ist durchsetzt von Zitaten, Anspielungen und Wortspielen, die nur durch sprachliches und kulturelles Wissen aufzulösen sind. Zum Glück gibt es in der Ausgabe des Manesse-Verlags die zahlreichen Anmerkungen des Übersetzers Oscar Benl, die uns auf die Sprünge helfen.

Seit der vom Sturmwind
so gütig schirmende Baum
traurig verdorrt ist,
macht mir die junge Hagi
das Herz so kummerschwer.

Wer die junge Hagi ist? Dazu später mehr.

Murasaki Shikibu, Genji-Monogatari. Die Geschichte vom Prinzen Genji. Manesse Verlag, 1966. Vergriffen. In Bibliotheken noch ausleihbar.

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Ein Kommentar

  1. Asiatischer Mann Says:

    Hier möchte ich noch etwas zu „der Geschichte vom Prinzen Genji“ hinzufügen, obwohl mein Lesen des zweiten Bandes noch nicht fertig ist. Sensibel und gefühlvoll zeigen die Figuren in der Geschichte, im Kontrast zu uns, den modernen Menschen, die das Verständnis oder Gespür für die Gefühle des Menschen vernachlässigt haben, finde ich, man kann viel von dem Roman lernen. Was die Menschen in der alten Zeit können, wie Gedichte rezitieren, Musikinstrumente spielen usw., können wir auch, wenn wir auf die Ästhetik des Lebens beachten. Das Leben wird heute so rauh, wie schlecht erzeugte Papiere, im Gegensatz zu den feinen und duftenden Papieren in der Zeit des Romans. Das bedauere ich sehr, und tief in meinem Herzen schmerzt, wenn ich den Roman lese. Man kann sich stundenlang in der schönen und sensiblen Welt der Geschichte versinken, aber wenn man danach aufwacht, wird alles im Alltag so grausam und lächerlich. Wo haben die Menschen den Fortschritt gemacht? Ich glaube, dass die Menschen heute mehr als früher ihre Genossen hassen als lieben.

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