Dienstag, 24.07.2007 | 15:03 Uhr

Autor: Odile

Deathly Hallows: endlich verschlungen!

Eine Zugfahrt quer durch ganz Deutschland genügt, um Deathly Hallows zu verschlingen – fast. Natürlich fährt der Zug genau im Augenblick der allerhöchsten Spannung in den Zielbahnhof ein, einen gewöhnlichen ohne geheime Gleise und ohne Hogwarts-Express. Gut so, denke ich, es ist ohnehin zu gefährlich da eben jetzt!
Genügend brenzlige Situationen und katastrophale Szenen hat der siebte Harry Potterband ja wahrhaftig und es wäre nicht auszuhalten, wenn das Adrenalin den ganzen Band über ausgeschüttet würde bei den Leserinnen und Lesern – aber diese langen, zähen Tage und Tage, in denen sich Harry (mit Hermione und zeitweise Ron und J.K.R.?) seltsam uninspiriert durch die Handlung schleppt: Apparate and Disapparate! Die Timeline der Deathly Hallows zeigt streckenweise Schwächen; es fällt unangenehm auf, dass die natürliche Struktur des Hogwarts-Jahres fehlt und die Handlung vielleicht deshalb stellenweise zuviel Dynamik verliert. Die (zu) vielen Nebencharaktere machen die Sache auch nicht besser, auch die Entwicklung einiger Protagonisten wirkt selbst innerhalb der Hogwarts-Welt unglaubwürdig und die Logik ist nicht immer Lumos!klar. Aber wir wolllen ja nichts verraten und keinesfalls davon abhalten, Harry Potter zu lesen: In manchen Szenen laufen Harry, Hermione und Ron zu alter Form auf, so etwa in der Gringotts-Szene: die hält die LeserInnen in heißem Atem und alle sind Feuer und Flamme.
Phasenweise geht einem „The Lord of the Rings“ sehr im Kopf herum … was einen nicht daran hindert, atemlos Seite um Seite umzublättern und auf das Ende hin zu fiebern. Mitfliegen und mitleiden. Endlich erfahren, was die Deathly Hallos wirklich sind. Als Muggle die Welt der Witches kinderstaunend betrachten….
Schade nur, dass der Zauber der Patronusse mit der Zeit etwas verblasst – selten neue Zaubersprüche gesagt (z.B. Defodio! wenn das Gedächtnis nicht trügt) und die unforgivable spells fast schon alltäglich werden: Crucio! Avada Kedavra! Die Ausnahme-Grausamkeit wird zur Normalität. Keine guten Zeiten für die Magical World.
Und auch keine guten für die Muggles, die am Ende des Bandes etwas ratlos dastehen angesichts des Endes …
Vielleicht wäre es eine schöne Idee gewesen, analog zu den sieben Horcruxes sieben verschiedene Schlussbände zu schreiben und schreiben zu lassen: seven Hypercruxes 😉 Ach, und hätte J.K.R. doch der Versuchung widerstanden, einen Epilog zu verfassen.
Mir scheint, nicht nur die magical power der einen oder anderen Haupotperson, nicht nur der ganze Hogwartszauber hat gelitten, sondern auch ein wenig der Zauber der Harry Potter Bände. Aber das mag eine rein subjektive Form der Entzauberung sein. Dennoch das Fazit: Den siebten Band muss man einfach gelesen haben. Wer wollte nicht wissen, wie das Drama zu Ende geht? Die Spannung ist garantiert. Dennoch: lasst uns hoffen, dass J.K.R. nun ein letztes Mal den Zauerstab geschwungen und gerufen hat: Finite incantatem!

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Ein Kommentar

  1. dolcevita Says:

    endlich mal ein Blog auf dem sich keiner schämt Harry Potter- Fan zu sein und besonders hat mich Dein Fazit: „Den siebten Band muss man einfach gelesen haben“, gefreut 🙂
    Sicherlich kann über das Ende diskutiert werden, aber schließlich ist es immer noch Jugendliteratur (auch wenn meine Kids es gar nicht mehr lesen, sondern auf die CDs warten) und wird vom Carlsen Verlag für Kinder ab 10 Jahren empfohlen und somit ist es ungemein wichtig, dass der Protagonist, der eher schwache Jugendliche, die Kraft hat das „Böse“ zu besiegen, gell 🙂

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