Sonntag, 24.09.2006 | 23:08 Uhr

Autor: Odile

5. Lyrikfestival Basel

Lang anhaltender Applaus im Sudhaus, geradezu herzlich, „Bern ist überall“, auch hier in Basel, wo soeben das 5. Internationale Literaturfestival Basel zu Ende und das Berner Spoken Word Ensemble von der Bühne gegangen ist. Im ehemaligen Brauhaus, von dem kein Kessel mehr, aber noch die Fliesen in gelb und orange und grau zu sehen sind, war 12 Stunden nonstop Lyrik zu hören, der Saal jetzt am Ende gut besetzt. Zuletzt haben Pedro Lenz (phantastisch als Märchenerzähler) mit seiner unglaublichen Präsenz, Guy Krneta, Gerhard Meister, Beat Sterchi, jeder mit seiner eigenen Spoken-Word-Note, Stefanie Grob, die etwas verloren wirkte inmitten der starken Performer, Adi Blum am Akkordeon und Micheal Pfeuti am Bass: Bern ist überall, das Publikum fasziniert. Tolle Performance, allerdings muss man des Berndütschen mächtig sein, um die Qualität der Texte ermessen zu können. Zuvor war Nora Gomringer zu hören, die über viele Register verfügt, und eine beeindruckende Performance ihrer Sprechtexte bot, von denen die Thora und der Hund mit am meisten beeindruckten. Gomringer arbeitete vor allem mit seriellen Elementen und einer grandiosen Stimme. Den Abendteil eröffnet hatte Jürg Halter in sehr gemächlichem Tempo und wie er selbst sagte, mit der Abwesenheit jeden Humors, was vom Publikum sehr humorvoll aufgenommen wurde. Sein Vortrag war nicht gerade das, was man mitreißend nennen würde, und eine größere Variation in Tempo und Intonation wäre von Vorteil gewesen.
Nachmittags waren (von hinten nach vorn, wie es sich für ein Weblog gehört) William Cody Maher (beeindruckende Performance, international), Helmut Krausser (skurill makaber lustig), Christian Filips (interessant, aber: Kommentar Besucher: das ist ein Schreibdichter und kein Lesedichter), Uwe Kolbe (schwamm souverän in Wortwassern und Quellen), Nico Bleutge (Poesie der Wahrnehmungslehre, sagte sein Verleger), Wilmelm Bartsch (warf einen besonderen Blick auf die Realität Mitteldeutschlands), Marion Poschmann (sprachlich beeindruckend, sie war ein Baum, das Gras, der Busch), Nadja Küchenmeister (etwas blass) zu hören – leider hörten zu wenige zu. Dass eine Stadt wie Basel an einem Sonntag nicht mehr Lyrikbegeisterte zu bieten hat, erstaunt.
Am Morgen hatten lebende Dichter an tote Dichter erinnert, die Handschrift der toten Dichter nannte man das – der Bericht darüber hat Zeit bis morgen.
Matthyas Jenny hat jedenfalls ein spannendes Programm zusammengestellt, und wir hoffen, dass das Internationale im Namen des Festivals nächstes Jahr noch mehr zu seinem Recht kommen wird.

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Ein Kommentar

  1. Dieter Says:

    Herzlichen Glückwunsch!

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